Eppingen im Kraichgau

Rathaus Eppingen
Rathaus Eppingen

Eppingen ist eine große Kreisstadt im Nordwesten Baden-Württembergs. Sie liegt im idyllischen Kraichgauer Hügelland, etwa 22 Kilometer westlich von Heilbronn und rund 41 Kilometer nordöstlich von Karlsruhe.

Fachwerkstadt mit frühen Wurzeln

Die Blütezeit Eppingens lag in der Frühen Neuzeit. Seither blieb die Stadt von Zerstörungen weitgehend verschont. Daher zählt sie heute zu den schönsten Städten im Kraichgau. Die gesamte Altstadt mit ihren zahlreichen prächtigen Fachwerkhäusern steht unter Denkmalschutz.

Besiedelt wurde der Raum Eppingen mit seinen fruchtbaren Lössböden wohl schon vor über 6.000 Jahren. Später hinterließen hier Kelten und Römer Spuren – jahrhundertelang war das Gebiet Teil des Römischen Reichs.

Wahrscheinlich existierte hier schon im 5. Jahrhundert ein Dorf, aber erstmals urkundlich erwähnt wurde es im Jahre 985. Zur Stadt erhoben wurde es – wie viele andere Dörfer – im klimatisch günstigen Hochmittelalter, um 1191 oder 1192. Die erste Urkunde, die das belegt, stammt allerdings erst aus dem Jahr 1219.

Stadt im Wohlstand

Zur hohen Blüte gelangte Eppingen ab etwa 1463, als es Teil der Kurpfalz geworden war. Die Kurpfalz zählte damals zu den bedeutsamsten Teilen des „Heiligen Römischen Reichs“. Nach der Reformation wurde sie aber zu einer der aktivsten protestantischen Mächte. Eppingen profitierte davon durch die Bewilligung, mehrere Märkte einzurichten; ein lukratives Recht. Zudem konnte die Stadt über Einnahmen aus Wald und Zoll verfügen. Weil die Bürger den Wert höherer Bildung erkannten, entstand hier auch schon 1421 eine höhere Schule, die zum Besuch etwa der Heidelberger Universität berechtigte und damit beste Aufstiegschancen bot. 1564 zog ein Teil der Heidelberger Universität sogar für einige Monate ins sicherere Eppingen, um der in Heidelberg grassierenden Pest zu entgehen.

Eppingen um 1645
Eppingen um 1645 in Matthäus Merians Topographia Palatinatus Rheni

Prachtvolle Fachwerkhäuser

Der damalige Reichtum der Bürger zeigte sich in besonders großen und schönen Fachwerkhäusern. Sie blieben weitgehend erhalten trotz der Verheerungen des Dreißigjährigen Krieges 1618-1648, der auch Eppingen nicht verschonte und erst recht die Bewohner der umliegenden Dörfer dezimierte. Und auch den Pfälzischen Erbfolgekrieg (1688-1697), als Franzosen jahrelang die Pfalz verwüsteten und unter anderem das Heidelberger Schloss zerstörten, überstand Eppingen glimpflich. Vor allem wohl dank der „Eppinger Linien“, einem System aus Wällen, Gräben, Palisaden und Wachttürmen, das die französischen Heere von Eppingen und vor allem Heilbronn fern halten sollte. Sie wurden in mühsamer Arbeit und unter Zeitdruck von Bürgern und Soldaten zwischen 1695 und 1697 erbaut und erfüllten ihren Zweck.

Weg in die moderne Zeit

1803 unter Napoleon wurde Eppingen Teil des Großherzogtums Baden und bekam 1813 ein Bezirksamt, das auch für zahlreiche umliegende Orte zuständig war. Das brachte der Stadt erneut wirtschaftlichen Aufschwung. Die Zahl der Einwohner wuchs. Die noch aus dem Mittelalter stammenden einengenden Stadtmauern wurden abgerissen. Ackerbauern errichteten am Stadtrand moderne Modellhöfe. Die Stadt leistete sich 1823 ein neues Rathaus und weitere neue Amtsgebäude. Auch neue Kirchen und eine Synagoge entstanden. 1879 bekam Eppingen Bahnanschluss.

Nach dem Ersten Weltkrieg verlor die Stadt allerdings ihren Status als Bezirkszentrum. Unter den Nationalsozialisten wurde zudem die jüdische Bevölkerung deportiert und ermordet. Die Stadt gedenkt jetzt diesen ehemaligen jüdischen Mitbürgern und Mitbürgerinnen mit Stolpersteinen. Auch der Zweite Weltkrieg verschonte die Stadt nicht, besonders der Bahnhof wurde bombardiert.

Attraktive Stadt zum Wohnen und Arbeiten

Heute ist Eppingen Große Kreisstadt und gehört zum Landkreis Heilbronn. Sie zählt 22.000 Einwohner, die teils in der Kernstadt wohnen, teils in einem der sechs Stadtteile Adelshofen, Elsenz, Kleingartach, Mühlbach, Richen und Rohrbach. Es gibt zahlreiche Gewerbebetriebe und alle allgemeinbildenden Schulen. Darüberhinaus sorgt eine Vielzahl aktiver Kultur- und Sportvereine für ein attraktives Freizeitangebot.

Heidelberg, Karlsruhe, Heilbronn und Mannheim liegen nicht weit entfernt. Dorthin bestehen gute Bahnverbindungen, zudem sind die Autobahnen A6 und A5 gut erreichbar. Etwas weiter ist es nach Stuttgart und Frankfurt.

Die Stadt unterhält Städtepartnerschaften mit Epping (Vereinigtes Königreich), Wassy (Frankreich) und Szigetvár (Ungarn).

1958 wurde der Stadt ein eigenes Wappen verliehen. Es zeigt im linken Wappenfeld den für Eppingen und Baden traditionsreichen Schrägbalken in Rot auf Gold, im rechten Feld auf Schwarz einen goldenen Reichsadler. Insgesamt prägen also die Farben Schwarz-Rot-Gold dieses Wappen.

Sehenswert in und um Eppingen

Pfeifferturm

Dieser Turm steht an der alten Grenze zwischen Altstadt und Vorstadt und ist das älteste Baudenkmal der Stadt. Er entstand im 13. Jahrhundert als Wachtturm, von dem aus man nach etwaigen anrückenden Feinden oder auch nach Rauch und Flammen eines Brandes Ausschau hielt. Das war Aufgabe eines Türmers, der in einem damals noch existierenden Fachwerk-Aufbau wohnte und bei Gefahr in sein Horn blies. Wegen dieser Hornsignale nannte man ihn „Pfeifer“ und den Turm folgerichtig „Pfeifferturm“. Außerdem oblag ihm, regelmäßig die Turmuhr aufzuziehen (sie steht jetzt im Eppinger Rathaus).

Die Mauern des gut 30 Meter hohen Bauwerks sind unten etwa 2 Meter dick, weiter oben dünner. Einst lag gleich neben dem Turm das wichtigste Stadttor. Heute kann man auf 112 Stufen zu einer Aussichtsplattform in 24 Metern Höhe klimmen und einen prächtigen Ausblick genießen. https://de.wikipedia.org/wiki/Pfeifferturm

Alte Universität (Museum)

Errichtet wurde dieser größte und höchste Fachwerkbau der Altstadt Ende des 15. Jahrhunderts als Kaufhaus mit einer Fleischhalle, in der die Metzger arbeiteten und Waren verkauften. Zudem beherbergte es einen Amtssaal, einen Getreidespeicher und einen Weinkeller. Hier wurden Abgaben in Form von Naturalien gelagert, die die Bauern der Umgebung an die Stadt entrichten mussten. Als 1564 in Heidelberg die Pest wütete, zogen Studenten und Professoren für einige Monate in dieses Gebäude, daher der Name. Später war hier eine Schule für Kinder der jüdischen Gemeinde. Heute hat die Stadt im Gebäude ein sehr sehenswertes „Fachwerkmuseum“ eingerichtet, in dem Besucher sich anhand von schönen Modellen über die Geschichte des Fachwerksbaus sowie über die Eppinger Geschichte informieren können.

Katholische Pfarrkirche Unsere Liebe Frau

In der Turmkapelle dieser am höchsten Punkt der Altstadt erbauten Kirche kann man prächtige gotische Wandmalereien aus der Zeit um 1320 bewundern. Der obere Bereich zeigt Illustrationen aus Jesu Kindheit, im mittleren Bereich sind sein Leiden und Sterben dargestellt, und darunter kann man Abbildungen der zwölf Apostel erkennen.

Das Langhaus der Kirche stammt aus dem Jahr 1435. Die Kirche wurde nach 1971 umfassend erweitert und modernisiert. Unter anderem erhielt sie ein Glockenspiel mit 49 Glocken, das zu den größten in Deutschland zählt und tagsüber zu jeder Stunde spielt.

Baumannsches Haus

Baumannsches HausDieser 1583 entstandene Fachwerkbau mit seinem 18 Meter hohen Giebel gilt als eines der bedeutendsten Bürgerhäuser in weitem Umkreis. Benannt ist es nach einem früheren Eigentümer. Bewundernswert sind neben der Fachwerkarchitektur selbst die zahlreichen geschnitzten Verzierungen, darunter Ornamente, Fabeltiere, eine Fächerrosette, mehrere Andreaskreuze und menschliche Figuren und Antlitze. https://de.wikipedia.org/wiki/Baumannsches_Haus_(Eppingen)

 

Ratsschänke

Eines der ältesten Gebäude ist dieses Eckhaus aus dem Jahr 1483. Auffällig ist das massive Kellergeschoss. Vermutlich wurde das Haus ursprünglich als Spital erbaut. https://de.wikipedia.org/wiki/Ratsschänke_(Eppingen)

Ratsschänke
Ratsschänke in der Eppinger Altstadt
Wappen an der Ratsschänke
Dekoratives Fassadendetail

Modellhöfe

Der Markgraf Friedrich VII. von Baden regte einst an, die im Pfälzischen Erbfolgekrieg zerstörten Bauernhäuser nach modernen Gesichtspunkten neu zu errichten und dabei besonders auf die Sicherheit vor Bränden zu achten. Eppingen besitzt einige dieser so gestalteten Modellhöfe, die in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstanden. Bei ihnen steht das Wohnhaus entlang der Straße, während sich die Wirtschaftsgebäude quer dahinter erstrecken und dank eines breiten und hohen Einfahrstors auch für hochbeladene Wagen zugänglich sind. Massive Mauern trennen das Gehöft vom Nachbargrundstück. 

Raußmühle

Dieses bereits 1334 erstmals erwähnte Kulturdenkmal ist Teil des europäischen Kulturerbes, denn es ist ein geschlossener Komplex aus Fachwerk-Mühlengebäude mit gut erhaltener Mühlentechnik (außer dem Mühlrad und dem Antriebswasser), Scheune und Ställen. Selbst das originale Hofpflaster ist erhalten. Heute enthält die Raußmühle eine umfassende private Sammlung unter anderem von Objekten der bäuerlich geprägten Volksmagie und des Volksglaubens. Zudem kann man eine Vielzahl von Schlössern und Schlüsseln sowie diverse Arten von Mausefallen bestaunen. www.raussmuehle.de

Raußmühle
Hauptgebäude der Raußmühle
Raußmühle Werkzeug
Werkzeuglager
Raußmühle Garten
Blick in den Garten

Ottilienberg bei Eppingen

Auf diesem Berg nahe der Stadt gab es wohl schon vor über 2400 Jahren einen keltischen Ringwall. Später soll es einen römischen Tempel gegeben haben. Im 15. Jahrhundert entstand hier eine Wallfahrtskapelle zu Ehren der der heiligen Ottilie. Teilweise wurde sie im Dreißigjährigen Krieg zerstört. Im 17. Jahrhundert wurde auf dem Berggipfel eine Festungsanlage im Zuge der „Eppinger Linien“ errichtet, zum Schutz gegen einmarschierende französische Heere. Im Zweiten Weltkrieg zerstörten Bomben teilweise die historischen Gebäude. Sie wurden seither in veränderter Form wieder aufgebaut. Die Reste der einstige Kapelle sind aber noch sichtbar.

Steinhauermuseum in Mühlbach

Die Steinhauerei war zeitweise ein wichtiger Wirtschaftszweig in Eppingen. Davon zeugt das im historischen Rathaus von Mühlbach eingerichtete Steinhauermuseum. Zahlreiche Exponate zeigen die mühselige Arbeit, aber auch die Not und das kurze, durch Unfälle und Steinstaub gefährdete Leben der Steinhauer. Es gibt einen Sandsteinpfad und bisweilen werden Steinhauerkurse veranstaltet.

Angeschlossen ist zudem eine alte Schmiede. Die war auch für die Steinhauer wichtig, denn die Werkzeuge mussten regelmäßig geschärft werden. Auch wurden hier die Zugpferde beschlagen.

Bauernmuseum in Richen

Die Eppinger Geschichte war lange Zeit vor allem bäuerlich geprägt, erst recht das Umland. Von diesen Zeiten erzählt das Bauernmuseum im Ortsteil Richen. Hier kann man eine bäuerliche Küche, Wohn- und Schlafstube sowie Wirtschaftsräume besichtigen.

Weinbaustube in Kleingartach

Eppingen und besonders Kleingartach, einst die kleinste Stadt von Württemberg, liegt wunderschön in einem bekannten Weinbaugebiet (obwohl Eppingen mit „Palmbräu“ eigentlich eine „Bierstadt“ ist). Dieses Museum zeigt anhand von Dokumenten und Exponaten die Geschichte des lokalen Weinbaus. Außerdem gibt es in Kleingartach einen „biblischen Weinpfad“ und einen Lehrpfad zum Thema Weidenflechten.